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BOTOX BEI CHRONISCHER MIGRÄNE

Migräneprophylaxe

Seit 2011 ist BOTOX als Spritze gegen Migräne auch in Deutschland offiziell zugelassen. Im folgenden Text möchte ich den Einsatz von BOTOX bei chronischer Migräne kurz darstellen und auch über Risiken, Nebenwirkungen und Alternativen informieren.


Migräneanfällen vorbeugen mit BOTOX

Mit BOTOX lässt sich Migräneanfällen vorbeugen. Das bedeutet, dass bei Therapieerfolg die Häufigkeit der Migräneattacken und/oder die Schwere der Kopfschmerzen reduziert wird. BOTOX ist seit 2011 zur Behandlung von chronischer Migräne offiziell zugelassen. Davor war kein Medikament spezifisch für die Prophylaxe bei chronischer Migräne zugelassen. Einige andere Medikamente waren aber schon in der Medizin bekannt, jedoch ohne Zulassung für chronische Migräne: Betablocker, Topiramat und Flunarizin.

Antikörper-Monatsspritze:

Seit Ende 2018 stehen mit Erenumab, Fremanezumab, Galcanezumab und Eptinezumab neue Wirkstoffe zur Verfügung. Hier greift der Wirkstoff als Antikörper gezielt am CGRP-Rezeptor an, der an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Migräne zentral beteiligt ist. CGRP ist ein sogenannter Neurotransmitter, ein Botenstoff, der bei Migräne vermehrt freigesetzt wird. Die in Studien erzielten Ergebnisse mit Erenumab waren teilweise vergleichbar zu BOTOX, teilweise blieben sie dahinter zurück. 

Chronische Migräne

Von chronischer Migräne spricht man, wenn ein Patient länger als 3 Monate an mindestens 15 Tagen im Monat unter Kopfschmerzen leidet, die an mindestens acht Tagen migräneartig sind. An chronischer Migräne leiden etwa 1-2% der Bevölkerung. BOTOX erwies sich in Studien nachweislich als Wirksam (Preempt-Studie). Daher wird die Therapie von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. 

Bei episodischer Migräne kann BOTOX vom Arzt im sogenannten „Off Label Use“ zwar auch angewendet werden, allerdings können medizinische Studien für diese Anwendung die Wirksamkeit nicht eindeutig belegen. Die Krankenversicherungen übernehmen daher auch durchweg nicht die Kosten einer Behandlung bei episodischer Migräne.

Wie gut wirkt BOTOX gegen Migräne?

Botulinumtoxin A ist ein Bakteriengift, das vom Bakterium Clostridium Botulinum gebildet wird. Es unterbricht die Reizübertragung zwischen Nerv und Muskel.

Es ist bis heute nicht geklärt, wie BOTOX in der vorbeugenden Behandlung der chronischen Migräne genau wirkt. Studien zeigen jedoch, dass das Botox zusätzlich zum Botenstoff Acetylcholin auch noch andere Neuropeptide und Neurotransmitter hemmt, die an der Schmerzreizung beteiligt sind, darunter Glutamat, Substanz P, CGRP und Neurokinin A. 

Studien belegen: 50% Verbesserung bei 50-60% der Patienten

Medizinische Studien zur Wirksamkeit von BOTOX bei chronischer Migräne zeigen eine kontinuierliche Zunahme der Wirkung bei wiederholter Therapie im 1. Behandlungsjahr. Nach der 1. Behandlung zeigte sich eine Verringerung der Kopfschmerztage um 50% bei rund der Hälfte der Patienten. Nach einer 2. und 3. Behandlung erhöhte sich der Anteil der Patienten von 50% auf 60%.

Eine weitere Studie zeigte bei Patienten, die 2 Jahre lang alle 3 Monate mit BOTOX gegen Migräne behandelt wurden, ebenfalls eine kontinuierliche Zunahme des Therapieerfolgs.

Aufgrund derartiger Studienergebnisse wird in der Praxis oft nach 2-3 Behandlungen entschieden, ob die Therapie anschlägt und weitergeführt werden soll.

In der Praxis ist das Ziel der BOTOX-Behandlung daher, dass eine klare Besserung der Beschwerden erreicht werden kann.  Die regelmäßige Einnahme von Kopfschmerzmedikamenten zur Akutbehandlung (Triptane, Ditane) an mehr als 10 Tagen/Monat sollte in jedem Fall unterschritten werden. 

Bei der Anwendung von BOTOX in der Therapie gegen Migräne können Patientinnen oder Patienten Resistenzen gegen den Wirkstoff entwickeln und BOTOX wirkt nach anfänglichen Erfolgen plötzlich nicht mehr.

Wie läuft die Behandlung ab?

Wenn im Rahmen der schmerztherapeutischen Behandlung die Indikation zur Botox-Behandlung gesehen wird, d.h. Sie leiden unter chronischer Migräne und vorige Therapien mit Betablockern, Topiramat waren unwirksam, erhalten Sie eine Aufklärung  und einen Behandlungstermin, sowie ein Rezept über Botox. Zur Behandlung bringen Sie dann bitte Botox gekühlt mit, oder wir arrangieren mit Ihrer Apotheke, daß Botox zu uns geliefert wird.

In der Praxis erfolgt dann nach Desinfektion die Injektion 0,05ml Botox an 31-39 definierten Stellen (s.o.) mittels der feinsten gebräuchlichen Nadel sowie Mikroliterspritze.

Sollte Botox als Prophylaxe gegen episodische Migräne als individueller Heilversuch eingesetzt werden, werden Sie über die erheblichen Kosten der Therapie aufgeklärt.

Vorherige medikamentöse Prophylaxe

Neben der BOTOX Behandlung kann eine medikamentöse Prophylaxe eingenommen werden. Eine zumindest teilweise wirksame Medikation kann daher zunächst beibehalten werden, und nach erfolgreicher Behandlung mit BOTOX eventuell abgesetzt werden. 

Hat sich eine medikamentöse Prophylaxe hingegen als erfolglos herausgestellt, dann besteht kein vernünftiger Grund, warum neben der BOTOX-Therapie damit fortgefahren werden sollte.

Dosierung und Injektionspunkte

Die aktuelle Standarddosierung gemäß Herstellerempfehlung und Zulassung in Deutschland beträgt pro Behandlung zwischen 155 und 195 sogenannten „Allergan-Einheiten“ (AE). Die Erstbehandlung erfolgt dabei regelmäßig mit 155 AE, verteilt über die folgenden 7 Zonen und insgesamt 31 Injektionspunkte für die Migränespritze.

Sollte sich nach der Erstbehandlung mit der Standarddosis kein Erfolg einstellen, so sollte in einer zweiten Sitzung die Erhöhung auf 195 E erwogen werden. Die zusätzlichen Einheiten werden dann auf die Zonen verteilt, in denen der Patient das intensivste Schmerzempfinden verspürt. (Follow the Pain)

Behandlungsintervalle

Üblicherweise erfolgt die Behandlung alle 3 Monate. Im 2. Behandlungsjahr kann bei anhaltendem Therapieerfolg versucht werden, das Intervall auf 4 Monate zu verlängern. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, den 3-Monatszeitraum beizubehalten, aber die Dosierung zu verringern.

Es kann auch versucht werden, die Behandlung auszusetzen und erst bei erneut einsetzenden Beschwerden wieder aufzunehmen.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Die häufigsten Nebenwirkungen beim Einsatz von BOTOX gegen Migräne sind Nacken- und Kopfschmerzen für 2-3 Tage. An den Einstichstellen der Migräne Spritze kommt es zu kurzzeitigen Rötungen, die binnen weniger Minuten wieder vergehen. Vereinzelt können auch leichte Blutergüsse auftreten.

Weil BOTOX ähnlich wie bei Faltenbehandlungen in den Stirnmuskel injiziert wird, kann es zu hängenden Augenbrauen (Ptosis) kommen. Auch eine Schwäche der Nackenmuskulatur bei sehr schlanken Patienten kann vorkommen.

Kontraindikationen

Es gibt einige Erkrankungen, bei denen Botox generell nicht angewendet werden sollte:

  • Neuromuskulären Erkrankungen

  • bei Schluckstörungen oder chronischen Atembeschwerden.

  • Das Bestehen akuter Infekte und Entzündungen der vorgesehenen Injektionsstellen.

  • Die gleichzeitige Einnahme bestimmter Medikamente, die die muskuläre Transmission beeinflussen sowie bestimmter Antibiotika (Aminoglykosid-Antibiotika, Spectinomycin).

  • Die nachgewiesene Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile von BOTOX.

  • Schwangerschaft und Stillzeit

Behandlungskosten

Kosten der Botox- Migränespritze

Botox bei chronischer Migräne wird von den gesetzlichen und den privaten Krankenkassen übernommen, wenn die o.g. Voraussetzungen erfüllt sind.

Sollte Botox bei episodischer Migräne versucht werden, belaufen sich die Kosten einer 3-Monats-Behandlung auf ca. 580 Euro (für 155 AE) als ungefährer Richtwert. Die konkreten Kosten hängen dann von den spezifischen Bedingungen des individuellen Falles ab und werden nach GOÄ abgerechnet.

Übernehmen die Kassen die Kosten?

Damit die Kassen die Kosten der BOTOX Spritze gegen Migräne übernehmen, muss jedenfalls eine chronische Migräne nach den weiter oben im Text dargestellten Kriterien vorliegen. Darüber hinaus muss ein prophylaktische Migräne-Behandlung mit herkömmlichen Medikamenten, wie Metoprolol, Flunarizin oder Topiramat erfolglos versucht worden sein. Entweder weil die erwünschte Wirkung nicht erreicht oder das Medikament nicht vertragen wurde.

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